29.9.2018, St. Kilian, Bad Windsheim
30.9.2018, St.-Matthäus-Kirche, Erlangen
20.6.2019, Heilig-Kreuz-Kirche, Berlin-Wilmersdorf
21.6.2019, St.-Marien-Kirche, Berlin Reinickendorf
22.6.2019, Maria-Magdalenen-Kirche, Eberswalde
23.6.2019, St.-Marien-Kirche, Bernau bei Berlin
28.9.2019, St.Pauls-Kirche, Dinkelsbühl
Wir entführen Sie mit unserem Programm DESIDERIUM PACIS auf eine sinnliche Reise drei achtstimmiger Kompositionen aus verschiedenen Epochen, die in je unterschiedlicher Akzentuierung die Sehnsucht nach Frieden ausdrücken. Ergänzt wird dieses Programm durch Orgelwerke von Joh. Seb. Bach (Partita über “Christe, du bist der helle Tag”) und Anton Bruckner (Vorspiel und Fuge c-moll, ergänzt von Franz Philipp), gespielt von Luise Limpert, KMD, Kantorin der Kirche St.Kilian, Bad Windsheim.
Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Motette ‚Komm, Jesu, komm‘ entstand vor 1732 anlässlich eines Begräbnisses. Bach nahm dazu zwei Verse aus einem Sterbelied von Paul Thymich (1656-1694) und schuf mit großer Herausforderung an die Musizierenden, mit der ihm eigenen hohen Ordnung und wortgemäßen musikalischen Umsetzung und in intensiver theologischer Auseinandersetzung eine Trostmusik zum Thema Tod und Sterben. Der Blick auf die damalige Zeit ermöglicht das Verständnis für die Bilder im Text und in Bachs Komposition, für die Konzentration auf den Sterbewunsch, auf die Geborgenheit in Gott und in Jesus. So entsteht ein Tongeflecht aus zwei vierstimmigen miteinander verschmolzenen Chören. Die doppelchörige Motette beginnt wie ein Gebet mit sich abwechselnden und steigernden Rufen beider Chöre: ‚Komm, Jesu, komm‘. Sie münden in die auf einander aufbauende tonmalerische Klage ‚der saure Weg wird mir zu schwer‘ und ‚ich sehne mich nach deinem Frieden‘. Dahinein lässt Bach die zuversichtliche Bitte (‚komm, komm, ich will mich dir ergeben‘) und, kunstvoll und fast tänzerisch, das Bekenntnis (‚du bist der rechte Weg, die Wahrheit und das Leben‘ nach Joh.14,6) jubeln. Der Schlussvers (‚drum schließ ich mich in deine Hände‘), vereint von beiden Chören gesungen, drückt zugleich das Vertrauen auf Geborgenheit im Tod und Leben aus – in einer mystischen Einheit in Christus und im Schöpfer Gott (er – der Geist – soll bei seinem Schöpfer schweben’.).
Herzstück des Programms ist eine Messe: Messtexte in ihrer Abfolge bilden für Christen seit Jahrhunderten ritualisiert das Mysterium der Verwandlung, Heilung, Befreiung und Sendung in der Begegnung mit Gott ab. Josef Gabriel Rheinbergers (1839-1901) Cantus Missae in Es-Dur ist die einzige achtstimmige unter seinen 18 Messvertonungen und nach Otto Ursprung die schönste reine Vokalmesse des 19. Jahrhunderts. Sie zeichnet sich durch die Verbindung verschiedener Kompositionsstile aus: Elemente der frühen Vokalpolyphonie stoßen auf empfindsame, ausdrucksvolle Ausgestaltung des Mess-Textes. Die einzelnen Schritte: Kyrie, Gloria jubilierend bewegt, mit verhaltenem ‚Miserere’ und fröhlich Fuge ‚cum sancto spiritu’, Credo mit ernstem Beginn in den Männerstimmen, abwechselnd vorsichtig und bestimmt vorgetragenen Glaubenssätzen über Geheimnis Christi und Gottes in seiner Geschichte und in der rätselhaften Schöpfung, schwerelos wie aus einer anderen Welt das ‚sanctus‘, zart wie ein Festmachen am Heiligen das‚benedictus‘, in mehreren sehr verschiedenen gestalteten Anläufen das ‚Agnes dei‘: herb, eindringlich, fast unhörbar – es bleibt ja nicht aufzulösendes Geheimnis, wie das Lamm Gottes die Sünde der Welt erträgt und die große Hoffnung auf Frieden auslöst. Thematisch mit den anderen Kompositionen des Abends korrespondierend klingt auch hier die Spannung zwischen Schwere und Geborgenheit an. Im Schlusssatz der Messe deutet Rheinberger den Frieden musikalisch an, er breitet sich aus, verklingt und hinterlässt Stille.
Wolfram Buchenberg, 1962 im Allgäu geboren und inzwischen weltweit aufgeführt, legt seiner Komposition einen mittelhochdeutschen Text des Mystikers Meister Eckhart (1260-1328) zugrunde. Zeitgemäß vertont er die Frage nach innerem Frieden aus der Unruhe und Getriebenheit in frei nach dem eigenen Pulsschlag gesungenen Tempi. Wie aus dem Nichts erwächst ein vielstimmiges Gemurmel, schwillt zu einem lauten Klangteppich an, der sich in einem polyphonen Schrei gebündelt löst: ‚Als vil in gote,als vil in vride‘: soviel du in Gott bist, soviel bist du im Frieden. Über den Graben der Jahrhunderte, verfremdet durch die alte Sprache, lässt Buchenberg die mittelalterliche Weisheit erklingen: wie die Seele zur Ruhe komme: ‚Gott bedarf nichts, als dass man ihm ein ruhiges Herze gebe‘. Überraschend, wie ein Tongemälde eines hellen Horizontes, endet das Stück: ‚Wenn die Welt abfällt von der Seele, so ist es Abend. … in der Stille und in der Ruhe spricht Gott zur Seele‘.